Donnerstag, 6. Juni 2024

8. Tag Grimmen - Tribsees






Hallo meine lieben Freunde ich grüsse euch aus Tribsees,

Zu den Bildern:
1) Tagesetappe
2) Kreishauptstadt Grimme, mit Mühlentor und Kirche
3) schön nicht?
4) bis hier haben sie gemäht. Die Gemeinden sind sich nicht einig, wer was mähen soll.
5) Pflasterweg, zum Teil über 300 Jahre alt


Die heutige Etappe war wunderschön, schöne Wege abwechslungsreich und wunderbare Sicht in die Weite. Keine Menschenseele unterwegs, es kamen mir gerade fünf Personen entgegen, zwei Reiterinnen, welche mich zweimal passierten und ein Mann der ziemlich demotiviert trockenes Gras auf seine Garette schichtete.
Trotz 25 km war die Strecke nahrhaft, mit etwa 50 m Höhenmeter sind wir schon fast im Voralpengebiet Vorpommerns. 🤩

Gestern Abend hatte ich die Wahl zwischen Döner / Pizza, Griechisch oder Asiatisch🤨 Es ist schon krass, schöne Städte aber fast alles wie ausgestorben keine Restaurants weit und breit. Auf Döner hatte ich absolut keine Lust und griechisch werde ich in zwei Monaten haben, so entschied ich mich für asiatisch. Das Restaurant war sehr gut besucht, ist sassen schon schon vier Personen drinnen. 😂 Ich bestellte mir ein Chili, Knoblauch, Ingwer, Rindfleisch Gericht, mit Reis natürlich, es mundete wunderbar. Bald ging ich zurück und legte mich zügig und meinen Seidenschlafsack. In wenigen Sekunden war ich im Land der Träume angelangt😁😁 

Am Morgen machte ich mir in der Küche einen Kaffee und studierte meine heutige Route. Ich verarztete meine kleinen Zehen, packte sie wunderbar in Blasenpflaster ein und lief dann bald los. Im Rewe füllte ich meinen Vorrat mit Brötchen, Käse und Äpfel auf. Alles ist sauber verstaut und so trottete ich Richtung Stadtgrenze. Ich nahm es sehr gemütlich heute, knapp 25 km das sollte leicht zu schaffen sein. Vorbei ging es an grossen Viehhöfen, riesigen Geflügelställen, und ab und zu an grösseren Herden weidender Pferde. Und heute hatte ich eine Premiere, das Gras auf dem Weg wurde vor kurzem gemäht 🤩🤩. Das ist ja super so, die Sonne küsste mich mal von vorne und mal von der Seite, 

Nach etwas mehr als 10 km, kam ich in Kirch Baggendorf an.  Wunderschöne Kirche, auch diese Kirche ist einfach riesig, die Ortschaft hat etwas über 1000 Einwohner und so eine grosse Kirche. Man merkt, dass auch hier für diese Bauten das Geld fehlt, das eine oder andere sollte schon gemacht werden. 

Ich stemple noch meinen Pilgerpass, schreibe etwas ins Pilgerbuch und gehe weiter.

Auf einmal ist es fertig mit gemähtem Weg, das Gras ist wieder Manns-hoch, ich kämpfe mich durch den Dschungel,  achte auf die nervigen an meinen Waden juckenden Brennnesseln. Der Weg ist dicht mit Gräsern und Sträuchern, einzelne Halme kitzelten sogar an meinen Nasenhaaren, ach ist das pilgern eine Wohltat. 😂😂😂 Übrigens hat mein Host von heute Abend, bei der Gemeinde reklamiert, letztes Jahr mussten sie gar eine Pilgerin suchen, welche sich im hohen Grad und Moor verlaufen hatte, Verlaufen ist ja für Smitty kein Thema 😜

Auf einmal sehe ich wenige Meter vor mir ein Reh, diesmal sehen wir uns frühzeitig, wir schauen uns an jeder überlegt,  flüchte ich oder flüchtet der andere. Nach wenigen Sekunden entscheidet sich mein gegenüber zur Flucht, ein Satz man sieht noch den Rosa-Hintern 😁😁 und weg ist es. Ich kämpfe mich weiter durch einen Wald von Grashalmen, versinke fast im Moor, bis ich schliesslich die rettende Strasse erreiche. Ich informiere meinen Host dass ich in circa 1 Stunde eintreffen werde. Da hält ein Auto an der Strasse, die Scheibe geht runter, und die Fahrer versucht in Schweizerdeutsch Hallo zu sagen, und stimmt umgehend ein schweizer Lied an. Das ist Michael mein Gastgeber von heute Abend. So ein Zufall, er fragt ob ich mitfahren will, was ich natürlich dankend ablehne, die letzte Stunde geht schon, sagte ich. Es ging wirklich noch 1 Stunde, der Weg hatte es in sich, langsam spüre ich Hüfte und Waden, kein Wunder wenn alles so flach ist. Links und rechts sind Rehe am Weiden manchmal springen sie davon, manchmal interessiert es sie auch nicht, dass ihnen ein Pilger über den Weg läuft.

Bald komme ich ins Dorf Center von Tribsees wo auch meine Logie von heute Nacht ist. Michael erwartet mich schon, er zeigt mir alles, fragt ob ich duschen will, ja unbedingt, sagte ich. Michael stempelt meinem Pilgerpass und verlangt 20 €. Schulden sind beglichen ich beziehe mein Bett dusche meinen verschmutzten Body, massiere meine Füsse und geh in den Innenhof mit Michael einen Kaffee trinken.

Michael kommt aus Stuttgart, seine Kinder wohnen in Australien, Island und Amerika. Leider hat keines davon Interesse sein Pilgerhaus weiter zu führen. Ich glaube es nagt sehr fest an ihm, mir scheint es, als ob es wirklich eine sehr starke Herzensangelegenheit von Michael ist, den Pilgern ein Dach über den Kopf zu geben.

Ich frage Michael wie es aussieht mit Nachtessen hier im Dorf. Er runzelt die Stirn hebt die Augenbrauen und frag mich, was ich den möchte. Ihr ahnt es bereits, genau: Michael sagt wir haben einen Döner. Er habe heute den Rest von Vorgestern weggeschmissen, weil es nicht geniessbar war. Ou, das gibt mir zu denken, ich schnüre mal meine Barfuss-Schuhe an die Füsse und erkunde die Ortschaft.

Auf dem Weg zur Kirche sehe ich ein Café, mmh, das wäre eventuell was. Ich gehe weiter zur Kirche, mache ein paar Fotos und da die Kirche geschlossen ist gehe ich zurück zum Café. Ich frage den Wirt wie lange sie offen haben, und ob ich etwas essen könnte. Sie haben bis 17:00 Uhr geöffnet und zählte mir ein paar Speisen auf. Ich entscheide mich für Soljanka, eine Spezialität der Region oder auch DDR. Ist eine kräftige Suppe mit Tomaten, Peperoni, viel Fleisch (Dosen Fleisch), und Sauerrahm. War ganz gut, ich bestellte mir noch ein bisschen Brot, und bin ziemlich satt geworden.

Ich mache noch einen Abendspaziergang in Tribsees, viele Häuser sind verlassen, einige davon zerfallen, und man merkt, wie der Wirt vom Cafe schon ausführte, viele ziehen weg von hier.

Ich plane nun meine Etappe für morgen, die wird es in sich haben. 35 km sind zu gehen und das könnte schon eine kleinere Qual werden. Obwohl es meinen Zehen gut geht, das Blasenpflaster-Bett hat ihnen gut getan, ist die Strecke nicht zu unterschätzen. Vor allem dass immer flache laufen, belastet immer die gleichen Muskeln und Körperteile.

So, genug geschrieben, ich wünsche euch einen schönen Donnerstagabend einen guten Rest der Arbeitswoche, und vielleicht bis morgen.

Liebe Grüsse euer Smitty