Mittwoch, 21. September 2022

49. Etappe von San Gimignano nach Monteriggione

Ein herzliches Bongiorno oder schon bald Buonaserra liebe Freunde,

Das heutige Motto:
„Wir erklimmen alle Mauern. Wir nähern uns auf allen Wegen. Wir schauen in alle Abgründe. Nihil inentanum.."
Peter Teilhard de Chardin

Diesen Spruch habe ich heute Morgen im Ostello „gezogen". Mmh, bin nicht sicher wie ich es gerade einordnen soll, vor allem das mit „in die Abgründe schauen"…….

Heute habe ich bewusst eine längere Variante gewählt und bin nach 32km in Monteriggione eingetroffen. Die Details von Smittys Pfaden sind wie immer nach zu verfolgen im  (Bild 1).

Gestern Abend genoss ich einen meiner schönsten und auch bewegendsten Aufenthalte. Auf der einen Seite die ausserordentlich Herzlichkeit und Fürsorge von Guiseppina und Gianni. Beide machen die Arbeiten des Hospitalero freiwillig, wie alle anderen meistens für eine Woche, Danke auf diesem Weg!!

Um 17:00 ging ich wieder mal in die Messe, Gottseidank waren wir drei Pilger, sonst wäre nur eine Person plus Pfarrer und eine Frau welche aus einem Buch gelesen hat, an der Messe gewesen.
Danach ging ich nochmals ins Zentrum von San Gimignano und auf den Torro Grasso, und genoss die grossartige Rundumsicht!
Und dann um 19:30, gab es Füsse waschen für die Pilger, (Bild 2: Guiseppina und Gianni, in Uniform der Jakobsoilger, Bild 3: Gianni beim Füsse waschen). Dies ist eine Jahrhundertealtes Ritual, welches heute aber fast nicht mehr gelebt wird. Hier werden dem Pilger symbolisch ein Fuss mit warmen Wasser und Duftöl begossen und dazu ein Gebet gesprochen. Anschliessend gab es Nachtessen, mit viel Gerede und auch ein bisschen blabla., (Bild 4: die grosse Runde im Ostello)
Ich wollte am Morgen früh weg, aber Colazione war erst ab 07:00, mit Bitten 😊
Kurz vor Abmarsch gab es noch den Pilgersegen, heute gesprochen von Olivier. Ich bin weder aus religiösen Gründen auf dem Weg, noch bin ich fleissiger Kirchgänger, aber der Aufenthalt in diesem Ostello, war auf eine spezielle Art, berührend und hatte Gänsehaut Feeling. 

Nach einem letzten Foto ging es los, (Bild 5, Pilgerauflauf mit den beiden Hospitalero), durch das fast menschenleere Städtchen San Gimignano, ausser ein paar Pilgern noch nichts los (Bild 6, keine Menschen vor dem Dom in San Gimignano). Ich musste noch unbedingt Brot haben, da ich sonst nichts oder zu wenig zum Essen habe, denn während den ersten 25km wird kein Laden auftauchen. Da kommt ja eine Panaderia, wie bestellt, Brot her und weiter, bald hole ich Letitia und Oliver ein, kurz darauf Bernhard und Nicola. Sie ist auch wieder auf dem Weg. Sie lacht die ganze Zeit und strahlt eine enorme Lebensfreude aus!
Bald komme ich die Verzweigung, entweder links gehen und etwa 5km weniger abspulen, dafür an Strasse und Dörfern entlang, oder rechts, und lange nichts bis auf Wald, Wiese und so. Ich habe mich schon lange entschieden, rechts, was sind schon 5km….. und ich sage euch, er war Traumhaft!! Es roch nach Wacholder, Minze und Anis, über 10km nur Wald, Stille und Einsamkeit. Ich war weit und breit der einzige auf dm Weg hier.
Bald kam wie aus dem Nichts ein Ratsplatz für Pilger, es hatte alles was das Pilgerheterz begehrt, Kaffee, Kuchen, Früchte, Wasser, Säfte. Salami und und und. Ich ass eine Nektarine und ein grosszügiges Stück Marmorkuchen, füllte Wasser auf und bedankte mich mit ein paar Euros.
Die Landschaft ist einfach wunderbar, die Erde ist richtig rot, und das gibt ein super Stimmung mit dem blauen Himmel (Bild 7)
Nach dieser ausgiebigen Pause ging ich weiter, mit dem Ziel in ca. 10km eine Mittagspause einzulegen. Bald kamen auch ein paar Pilger ins Blickfeld, ich holte und überholte sie, kannte aber niemanden.
In Stove, einem kleinen sehr hübschen Dorf, hat ds eine Art Dorfplatz mit Bänken. Wunderschön und als ich absitze, habe ich das Gefühl schon mal hier gewesen zu sein. Ev habe ich auf dem Camino mal was ähnliches gesehen, und sonst, hmmm, wer weiss was nach dem Füsse waschen alles passierte 😳
Neben mir sitzen zwei Männer mit Strohhüten, wie sich später herausstellt, Christian und Pipo sein Vater. Sie kommen aus dem Südtirol und versuchen eine Übernachtungsmöglichkeit für heute Abend zu finden. Bald darauf kommt ein Paar aus Italien und dann noch ein Paar aus Australien, welches ich kurz vorher überholte, und sie dabei erschrak, weil Smitty sooo leichtfüssig unterwegs ist 😆
Nachdem ich mein Brot, ein stück Fleisch und Apfel vernichtet habe, kommen die letzten 6km.
Bald hole ich Christian und Pipo ein, und wir sprechen ein wenig, aber wir laufen seehr langsam. Nach einer Weile verabschiede ich mich, bei dem Tempo wird das sonst Abend.
Ein letzter Aufstieg und tähtäh - da bin ich 🥳🥳
Einchecken im Ostello, da ist schon Elio, der schnarchende Pilger aus dem Nebenzimmer, und auch Gerben ist schon geduscht hier im Ostello.
Elio hat üble Füsse, er ist ca 65 - 70 Jahre alt, ein geübter Wanderer, hat aber zwei üble Blasen. Ich gebe ihm was ich an Plaster habe, biete ihm Merfen und anderes an.

Dann kommen noch 9 andere Pilger, unter anderem die Schnarchnase von Oben, welche mit Elio im Duett schnarchte. Und Heute, Elio ist neben mir und der andere wieder über mir 🤬🥵🙈🙉
Das könnte eine Nacht werden, nehmen wir sie wie sie kommt.

Morgen geht es nach Siena, yeah, ein weiteres Highlight. Am Abend treffe ich mich mit Gianni und Marie, ich freue mich die beiden wieder zu sehen!

Ich ziehe mir nun lange Hosen und ein Jacket an, es hat merklich abgekühlt. Schon auf dem ganzen Weg, war es trotz Sonnenschein durch den Wind recht kühl, zum laufen absolut super, am Abendzum draussen sitzen reicht Smitty das kurze nicht mehr, zumindest heute.

Ich wünsche euch einen schönen Abend und immer war anhiehen,

Liebe Grüsse
Smitty