Mittwoch, 28. September 2022

55. Etappe von Acquapendente nach Bolsena

Halli Hallo liebe Freunde zu Hause oder bei der Arbeit,

Die heutige Etappe hatte ich als flach und kurz im Kopf. Sie war nicht ganz so kurz, und flach schon gar nicht. Ja gut, es waren jetzt nicht die Höhenmeter, aber flach ist anders (Bild 1, hier könnt ihr euch selber eine Meinung bilden).

Langsam geht es dem Ende entgegen und ich plane mal meine Rückreise auf Samstag 08. Oktober. Ich gehe davon aus, dass ich nächste Woche Mittwoch in Rom sein werde. Die nächsten Tage folgen kürzere Etappen. Daher dachte ich zuerst, diese zusammen zu legen, lasse es nun aber sein. Ich habe genug Zeit (sonst muss ich auf einmal noch früher zur Arbeit), und wenn es regnen sollte, sind kürzere Etappen besser, dann hat das Zeugs ein bisschen mehr Zeit zum trocknen.

Gestern Abend ging ich in eine Trattoria essen, die vier deutschen Pilger, welche ich Tage vorher überholt habe sassen da, und auch Gerben, ein anderer Pilger und Patrick, welchen ich heute ganz zum Schluss überholt habe. Es war wiederum anstrengend zum mitreden, immer Französisch, ich mag langsam nüme 🫢.
Xavier, so heisst der dritte Pilger am Tisch, und Patrick konnten sich mit 50 Jahren pensionieren lassen. Xavier war im französischen Militär und Patrick weiss ich nicht mehr, oder habe es nicht verstanden, egal. Es gab dann ein paar Diskussionen, wie sich ein Staat diese Renten, und vor allem wie lange noch, leisten kann. Die Meinung der beiden Herren war klar, auf immer und ewig! Der Staat solle halt Schulden machen und da ist ja noch die EU, dann soll Die helfen. Dass die demographische Entwicklung das nicht zulassen wird, und wir eigentlich unseren Kindern neben einer kaputten Erde nicht auch noch Schulden im Übermass hinterlassen sollten, schlugen beide in den Wind. Ich weiss ehrlich nicht, in solchen Momenten zweifle ich wirklich an uns Menschen…..

Ein bisschen nachdenklich ging ich zurück zu „meiner" Osteria und meinem neuen Toilettendeckel. Ich schlief ganz gut, obwohl das Bett recht schmal war, und ein gewohntes Drehen à la Smitty nicht möglich war.
Um 5h kamen wie immer die Männer den Müll einsammeln, oder Strassen reinigen oder sonst was. Auf jeden Fall, Acquapendente erwachte langsam und ich tat es ihr gleich.
Für das Frühstück, welches im Zimmerpreis inbegriffen ist, hatte ich drei Bars zur Auswahl. Die erste war geschlossen, aber die zweite war offen, hopp und rein. Gerben war natürlich auch da, verfolgt er mich vielleicht? 🤔

Nach dem gewohnten und mittlerweile eingespielten Ritual, ging ich los (Bild 2 Wandmalerei in Acquapendente). Der Himmel klarte bald auf, und nachdem ich eine Strasse während ca 2km entlang gelaufen bin, konnte ich auf anderen Wege ausweichen. Diese 2km waren wieder was, ich werde mich nie an die schnell fahrenden Autos gewöhnen.
Wie schon die letzten Tage holte ich bald Letitia und Olivier ein. Letitia war wieder im Feld und ich war nicht sicher, ob ich wie gestern unpassend komme. Nö, heute nicht, sie hat von einer Sonnenblume Kerne für ihren Garten zu Hause mitgenommen.
Ich zog weiter und genoss die schöne Landschaft (Bild 3). Nach San Lorenzo Nuovo, hatte ich einen ersten Blick auf den Bolsenasee. Der grösste Vulkansee Italiens, bis zu 150 tief.
Da traf ich wieder auf Pascal, und auch eine andere Pilgerin, Leica aus Holland, sie schläft übrigens heute im selben Ostello. Leica ist aus Holland und läuft ab Lucca bis nach Rom.
Das Wetter ist ganz ok, mittlerweile bedeckt, und ab und zu leichter Nieselregen.
Auf den letzten Kilometern laufe ich zum Teil auf dem original Weg, wenn man bedenkt wie viele Jahre alt der Weg ist, schon ein spezielles Gefühl. Bald ging es in den Wald und was sehe ich, tausende von kleinen violetten Blümchen (Bild 4, hoffe man sieht es). Wunderschön und schon fast Mystisch, es ist doch Herbst? Als ich aus dem Wald komme, trete ich auf eine Lichtung mit Obstbäumen, und der Boden wurde gehörig von Wildschweinen umgepflügt. Als Smitty ein Foto machen will, tritt er wahrscheinlich auf Wespen oder Bienen. Ou jetzt war der Teufel los, und Zägg, eine hat Smitty oberhalb des linken Knöchels gestochen. Shit, das tuet mega weh, und noch mehr Viecher umzingeln Smitty. Scheisse, wo bin ich da reingeraten?! Ich versuche ohne Hektik weiter zu gehen, und die  schwarz gelben Kunstflieger abzuschütteln. Ou, das schmerzt gewaltig, und wenn man weiss, dass früher Smitty sehr starke allergische Reaktionen zeigte, hoffen wir das Beste und wir alle hoffen,  dass es nicht zu stark anschwillt, gelle Smitty 🤭. Nach kurzer Zeit konnte ich endlich meinen Bite Away hervor holen, und los gehts, los los Smitty, das Gift mit Hitze neutralisieren. Ah der Stachel war auch noch drin, und mittlerweile hat es schon eine richtige Beule. Nach intensiven Minuten gehe ich weiter, wiederhole das Ganze noch einige Male. Ist ziemlich geschwollen und auch heiss, aber nu, ändern können wir es nicht. 

Weiter geht es Smitty, Ultreia! Bald kommt mein Etappenziel Bolsena, wunderschönes Städtchen direkt am See. Eingangs Bolsena kommt natürlich eine Kirche eine kleine Burg und wunderschöne Altstadt (Bild 5). Ich laufe durch das Städtchen, treffe vor meinem Ostello auf Xavier und zwei deutsche Touristen, welche ein paar Fragen zum Pilgern haben, wir geben natürlich gerne Auskunft ☺️
Ich beziehe mein heutiges Schlafgemach, bei den Schwestern „Suore Sacramento“. Wieder einmal ein richtiger Schlafsaal 😁 (Bild 6).
Gleich daneben ist der Ort der Wunder, die Kirche Santa Christina (Bild 7). Hier sollen sich der Legende nach zum einen das Blutwunder und zum anderen das Wunder der heiligen Christina zugetragen haben. Ich werde die Kirche bei meinem Spaziergang sicher noch besichtigen. Ev passiert wieder ein Wunder 🤣🤣
Wenn ja, werdet ihr die ersten sein, welche es dann wie immer auf diesem Kanal erfahren.
Aber zuerst geniesst mal den wohlverdienten Feierabend und schon jetzt ä Guetä!!

Liebe Grüsse euer Smitty live vom Bolsenasee