Dienstag, 27. September 2022

54. Etappe von Radicofani nach Acquapendente

Hallo liebe Freunde in der weiten Welt,

Was rauf geht kommt auch wieder runter, sagte meine Mutter immer. Und das traf auch heute zu. Von etwas über 800 meter über Meer, hatte ich heute einen gemächlichen Abstieg auf guten Wegen und Strassen zu absolvieren. Ganz im Gegenteil zu gestern, (Bild 1 wie schon seit 53 vorherigen Malen, die Tagesdetails).

Gestern Abend regnete es wieder einmal, für eine kurze Zeit auch wieder sehr kräftig. Es fing genau dann an, als Smitty zum Touristoffice unterwegs war, um einen Stempel zu holen. Das Office sollte eigentlich offen haben, aber nein, dem ist nicht so. Mmh, gehe mal in die kleine Bar nebenan bestelle etwas zu trinken und frage wo ich einen Stempel erhalte. Hier, meinte der ältere Herr (viel älter als Smitty). Super, somit habe ich auch diesen Task für heute erledigt. In der Zwischenzeit hörte es auf zu Regnen. Dann noch schnell etwas einkaufen, und durch leichten Nieselregen schlarpte ich mit schweren und steifen Füssen meinem Logis entgegen, (Bild 2 und 3, Aufnahmen von Radicofani).
Abends, ging ich, oder besser gesagt, ich quälte mich in die Osteria gleich neben an zum Nachtessen um etwas Teigwaren zu verköstigen. Pici wie schon fast gewohnt und einen gemischten Salat. War sehr gut, vor allem der Salat war sensationell, frisch und viele Sorten Gemüse, Salat und Tomaten.
Smitty nötigte seine müden Muskeln und steifen Beine ein letztes Mal und bald konnten sich alle zur wohlverdienten Nachtruhe hinlegen. Diese war gar nicht so berauschend, trotz Koma ähnlicher Müdigkeit, ich erwachte sehr oft, und kratze an meinen Mückenstichen. Finger weg Smitty, das wird so nicht besser, weil es logischerweise immer mehr juckte, Bite Away und voilà, die Hitze brennt es weg.

Am morgen war ich recht früh wach, und packte mein Zeugs und ging zur selben Bar wo ich gestern den Stempel erhielt. Draussen sah ich Letitia und Oliver vorbei huschen, die werde ich bald einholen 😊
Etwas später zog ich los, ab in den Nebel (Bild 4, der Turm Rocca di Radicofani mit Regenbogen, Bild 5 und 6, morgen Stimmung beim Abstieg). Ein herrlicher Morgen, ziemlich frisch, aber ich laufe immer noch in kurzen Hosen und kurzarm Hemmli, laufen gibt warm, man muss sich einfach bewegen, nicht schlarpen oder schleichen.
Bald holte ich wie vermutet Letitia und Olivier ein, (Bild 7, beide in Action). Nun Smitty, am Morgen parle français 🤓 Ou, am Morgen, wo noch einige von Smittys Hirnzellen gerade die des Sprachzentrums im Koma liegen, oder ihren Dienst verweigern. Und Letitia spricht viel und gerne, na ja, sind beide sehr nett ich füge mich dem Schicksal.
Sie haben den Weg nach Radicofani einen Tag früher absolviert, und alles war sehr gut passierbar, kleine Bäche zwar, aber es ging. Und an den beiden Stellen wo bei mir der Weg fehlte, war bei ihrer Passage noch vorhanden. Ou, nicht auszudenken, wenn am Abend dort noch Leute unterwegs gewesen wären. 
Wir sprechen weiter über dies und das, bis wir den Abstieg hinter uns haben, dann laufe ich ein bisschen schneller und ziehe los.
Bald kommt ein Platz für Pilgerrast und frischem Wasser. Ich will mein Trinkvorrat mit frischen Wasser füllen, das aus dem Appartement schmeckt fürchterlich. Ah, da steht auch Pascal, er kam gestern kurz nach 17h in Radicofani an, gerade als anfing zu regnen.
Jetzt geht es weiter, und hier hat der Pilger die Wahl von zwei unterschiedlichen Wegen, den original Weg der Strasse entlang, oder einen „ruhigeren“, aber ca 2std länger dauernden Weg. Ich nahm Ersteren, mit ein Grund war, dass der andere Weg auf unbefestigten Wegen ist, un daher sicher sehr nass und glitschig ist. Weiter will ich natürlich den ursprünglichen Via Francigena laufen. Die letzten Kilometer ging ich direkt auf der Strasse. Die meisten Autofahrer fahren angemessen, aber es hat ein paar beschränkte, sorry kann es nicht anders schreiben, welche mehr als schnell sehr nah an dir vorbei rasen. Wenn immer möglich wich ich dann ins Gjät und Müll am Strassenrand aus, sicher ist sicher. 
Augen zu und durch, und bald bin ich in Acquapendente. Und wie immer, der Etappenort ist auf einem Güpfi, wie die Kirsche auf der Torte 😊. Auf dem Weg nach oben überhohle ich noch einen Pilger, ist glaube ist Peter, wenn ich Letitia richtig verstanden habe.
Gleich kommt mein heutiger Schlafplatz, die Osteria 38. Sie hat heute geschlossen, heisst auch Essen in einem anderen Resti zu sich nehmen. Monica die Chefin, chattet mich am Morgen via WhatsAPP an, und so vereinbaren wir mein Eintreffen und das Einchecken. Die heutigen Kommunikationsmittel sind schon super, aber früher ging es ja auch irgendwie. 
Als ich in mein Zimmer gehe, erstmals natürlich in die falsche Richtung, kommt ein Mann mit einem Toilettendeckel aus meinem Zimmer? 😳 Ich gehe rein, schönes grosses Zimmer, aber auf der Toilette kein Deckel. Ich renne raus und frage, wann der neue Deckel kommt? Keine Ahnung meinte der nette Installateur. Hä, ich will einen Deckel auf meiner Toilette und nicht auf die blöden zwei Schrauben sitzen, welche da raus schauen. Er werde mit der Reception schauen. Ja gerne meinte ich. Gleichzeitig chattete ich Monica an, sie schaue meinte sie, Sehr gut, jetzt sind alle am schauen, und ich auf den Thron mit den blöden Schrauben 😂🤣. Und siehe da, ein wenig später glänzt ein neuer Deckel auf meinem temporären Thron, er passt zwar nicht, aber was soll's, die blöden Schrauben sind auf jeden Fall wieder für ihren Zweck eingesetzt.
Nach Duschen, Kleider waschen und Füsse sälbälä und massieren schlafe ich völlig groggy ein. Der Powernap tat gut, und ich bin froh, hat das Restaurant geschlossen. Die Zimmer sind direkt über dem Restaurant, das wäre ein Lärm gewesen.

Ich gehe jetzt mal das Acqapendente erkunden, und hoffe dass das Wetter hält, obwohl es leicht zu regnen anfing.

Ich grüsse euch aus Latium oder besser bekannt Lazio, euer Pellegrino Smitty